Teil 2 der Kolumne von Mark Spiessl , Principal Business Consultant, und Sebastian Müller, Principal IT Consultant bei der Syngenio AG, über die Messe Money 20/20 Europe.
„Banking & Financial Services is the only industry in the world that measures itself in quadrillions… Yes, thousands of millions”, sagte Daniel Marovitz von booking.com, vermutlich um seine CAP von 95 Millionen schön bescheiden wirken zu lassen. Dann endete jedoch die Bescheidenheit. „Früher waren es die Händler, die Kredit gewährten, die im Ausland den Wert und die Preise anpassten“, es gab damals weder Banken noch einen Auslandeinsatzentgelt. Der Handel bewegte sich von dezentralisiert zu zentralisiert und jetzt eben zurück zu dezentralisiert („the world needs banking, but it does not need banks“ – Wer kennt diese Bill Gates Weisheit aus 1994 nicht?). Bei booking.com funktioniert der Business Case komplett ohne Foreign Exchange oder Zusatzgebühren – sie wachsen und gedeihen einzig durch Upselling und Cross-Selling. Herr Marovitz gab sogar zu, manche Buchungen komplett ohne Marge anzubieten, da sich herausstellte, dass sie an diesem speziellen Kunden durch Zusatzoptionen, Aftersales und auf lange Sicht mehr Geld verdienen werden und sich dieser Discount schnell amortisieren wird.
Und dann, wenige Minuten nach Messebeginn, kam es zum ersten Mal: Das Buzzword des Tages: „Financial friction (during payment) is the very last obstacle we still need to loose – BNPL might just be the tool for that”, ergänzte Marovitz.
BNPL. Buy now, pay later. Bei meinem Buzzword-Bingo Spiel am ersten Tag kam es dreimal häufiger vor als alle anderen Buzzwords, gefolgt von Data Lakes und AI.
Moment – wo bleibt Crypto? Die Frage kam prompt aus dem Zuschauerraum (Digital natürlich, per Slido). „Bitcoin has proven itself as a spectacular asset, but we have seen next to no demand at all for retail payment. Do you want your ticket price for a flight to visit grandma to fluctuate more than 25% within 24 hours?” – Ende der Diskussion. Bezahlen mit Bitcoin gleicht einer Achterbahnfahrt mit weitgeöffnetem Portemonnaie. Ist Crypto also tot? Keineswegs! Aber dazu später mehr.
Frictionless – das heißt neuerdings OHNE Banken oder Finanzdienstleister in der Mitte. Boom. Wer braucht noch Payment Service Provider? Selbst die Société Géneralé bestätigte: „With BaaS, the bank dissolves and becomes invisible. The customer no longer sees the bank in the background – the bank becomes a commodity,” erklärte Soc Gen’s CIO Claire Calmejane, und schien sich in ihrer neuen Rolle als unsichtbarer (Sub-) Dienstleister sehr wohlzufühlen.
Es stellen sich noch zwei relevante Fragen für Banken: „Was benötigen unsere Kunden im e-Commerce?“ und „Was benötigen FinTechs, um Zugang zu unseren Kunden zu erhalten?“ Und zu BNPL? „Lending as a Service machen wir seit über 10 Jahren. Was ist daran neu? Die FinTechs haben es nur umbenannt.“, sagt Annerie Vreugdenhil, CIO von ING Neo, „We operate on their platforms, …“ und nicht umgekehrt. Dieser Trend wurde ebenfalls vielfach unter dem Begriff Embedded Finance diskutiert. Also die Integration von Finanzdienstleistungen in bestehende Apps und Lösungen. „For example, we enable Amazon.de in Germany to offer BNPL.“ Und da war es wieder. „Big Techs are moving into Financial Services right now,” meinte sie, und ermutigte andere auch, ihre Egos beiseitezulegen und als Subdienstleister der Big Tech Plattforms tätig zu werden. Scheint sich zu rechnen. Aber was ist mit GDPR? Wie passt das mit den Big Techs zusammen? „Customers are testing where they want privacy, and where they are willing to share their data in return for a better or more appropriate deal”.
Lesen Sie hier Teil 3 von „Money 20/20 Europe – Amsterdam 2021“.
Oder nochmal von Anfang an? Teil 1 von „Money 20/20 Europe – Amsterdam 2021“