„Im Blogpost Stoppt kontraproduktives Corporate Banking habe ich erklärt, warum Firmenkunden-Banking ein eigenes Portal verdient. Falls Sie noch glauben, EBICS, DTA und Lastschriften reichten doch aus, lesen Sie am besten erst den vorigen Beitrag.“
Elmar Borgmeier, Ihr Ansprechpartner zum Thema Corporate Banking
Dort habe ich auch schon ein Phänomen angedeutet: Jahrelang wurde Firmenkunden-Banking als das „nächste große Ding“ bei der Digitalisierung von Banken angekündigt. Studie um Studie stieß ins selbe Horn – leider ohne dass die Studien konkret gesagt hätten, was ein digitalisiertes Angebot für Firmenkunden denn nun an Funktionen bieten soll.
Ich glaube, es hat deshalb so lange gedauert, bis dieses „nächste große Ding“ Realität wurde, weil schlichtweg jahrelang die Ideen fehlten, mit was man ein neues Firmenkunden-Portal hätte füllen können. Solange man auf Rechnungen, Zahlungen und Cash-Management fixiert bleibt, fällt einem auch nichts Originelles ein. Das wird durch die oben genannten Standards alles schon gut abgedeckt, ohne dass sich eine Bank damit besonders profilieren könnte. Die Konkurrenz unterstützt die Standards ja auch.
Dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach. Man muss nur mal kurz das Thema Zahlungsverkehr beiseitelassen und sich anschauen, wie Banken und Firmen in anderen Bereichen zusammenarbeiten. Dann fällt sofort auf, dass es an allen Ecken und Enden an digitaler Unterstützung mangelt.
Es fängt bei der Frage an, wie Unternehmen Verfügungsberechtigte ändern können. Geht weiter über fehlende Antragsstrecken, weil das Firmenkundengeschäft nun mal nicht so standardisiert ist wie das Retail Banking. Und endet bei der Frage, welchen Nutzen die bestehenden digitalen Angebote dem Firmenkundenberater in seiner täglichen Arbeit bieten.
Geht man nur mal von den Aufgaben eines Firmenkundenberaters aus, dann findet man genügend Dinge, die ein Firmenkunden-Portal bieten kann. Die offensichtlichsten:
- Sichere Kommunikation und sicherer Dateiaustausch im Bank-Portal.
- Verwaltung von Verfügungsberechtigungen inklusive Video-Legitimation neuer Berechtigter.
Das erspart schon eine Menge unverschlüsselter eMails mit angehängten eingescannten Dokumenten.
Sobald man in diese Richtung denkt, fällt einem auf, was ein gutes Firmenkundenportal vom Online-Banking aus dem Retail-Bereich unterscheidet: Das Retail-Banking ist Web 1.0, ein Firmenkunden-Portal muss Web 2.0 sein.
Ein furchtbar altmodischer Begriff, dieses Web 2.0. Aber er trifft den Kern. Mehr Interaktion, mehr Zusammenarbeit zwischen Kunden-Mitarbeitern und Bank-Mitarbeitern. Weniger fix und fertige Formulare, die direkt ins System eingespeist werden.
Es braucht einen echten Web 2.0-Baukasten, mit dem Kundenberater bequem individuelle Formulare erstellen können, die Kunde und Bank durch einen Finanzierungsprozess führen. Das schafft Transparenz, wer eigentlich noch welche Dokumente bereitstellen muss und wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Und lässt den nötigen Freiraum, den individuelle Finanzierungen benötigen.
Schon erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis solche Ansätze ihren Weg in die Praxis finden. Und in den Studien der großen Beratungsunternehmen findet sich dazu bis heute nichts. (Wenn Sie gute Studien dazu kennen, freue ich mich über eine Nachricht. Gerne können Sie einen Link in den Kommentaren posten.) Bei Interesse teilen wir unsere Erfahrung in der Entwicklung von Firmenkunden-Portalen gerne mit Ihnen.