Der European Accessibility Act – Unternehmen sind gefordert
Der European Accessibility Act (EAA) ist ein europäisches Gesetz zur Barrierefreiheit, das 2019 beschlossen wurde. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen in Europa für alle Menschen zugänglich und bedienbar sind, auch für Menschen mit Beeinträchtigungen. Dazu gehören Dinge wie Webseiten, Software, elektronische Kommunikation, E-Books und Bankdienstleistungen. Die Unternehmen haben bis 2025 Zeit, um ihre Angebote entsprechend anzupassen.
Verpflichtung, aber auch große Chance
Viele Unternehmen denken beim European Accessibility Act zuerst an die Verpflichtungen, denen sie gerecht werden müssen. Sie sehen, dass sie viel Zeit und Geld investieren müssen, um ihre Angebote für alle zugänglich zu machen. Dabei bietet die Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit den Unternehmen viele Chancen jenseits der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben:
Mehr Nutzerinnen und Nutzer = mehr Kundinnen und Kunden
Knapp 10% der Menschen in Deutschland sind schwerbehindert und dadurch permanent beeinträchtigt. Hinzu kommen Menschen, die zum Beispiel durch Krankheit temporär oder durch besondere Situationen (z.B. dauerhafter Umgebungslärm) situativ beeinträchtigt sind. Barrierefreiheit macht die Unternehmensangebote für all diese Menschen leichter zugänglich und erschließt den Unternehmen so einen neuen Kundenkreis.
Bessere Auffindbarkeit
Suchmaschinen wie Google bevorzugen barrierefreie Webseiten, weil diese meist besser strukturiert sind. Das führt dazu, dass solche Seiten in den Suchergebnissen weiter oben erscheinen. Zudem funktionieren barrierefreie Inhalte oft auch besser auf mobilen Geräten – auch das hilft für eine bessere Sichtbarkeit der Unternehmensangebote.
Gesteigerte Produktivität durch ein besseres Nutzungserlebnis
Barrierefrei gestaltete Produkte und Angebote sind oft klarer und einfacher zu bedienen. Das macht es für alle Menschen leichter, diese zu nutzen – Aufgaben können schneller und zufriedenstellender erledigt werden, die Effizienz steigt.
Verbesserung der Markenwahrnehmung
In Zeiten, in denen gesellschaftliche Verantwortung und Themen wie Inklusion und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen, werden Unternehmen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, als sozial verantwortungsbewusst wahrgenommen. Das verbessert ihr Image und kann wiederum dabei helfen, neue Kundinnen und Kunden, neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, und Geschäftspartner zu gewinnen.
Barrierefreiheit als Innovationstreiber
Durch die Einführung barrierefreier Lösungen entstehen in der Produktentwicklung, in der Technologie und im Design häufig neue Ideen. Es entstehen neue Produkte und Angebote oder bestehende Produkte erlangen einen neuen Reifegrad. So entstehen für Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten.
Erfüllung rechtlicher Vorgaben
Die Einhaltung der Vorgaben bezüglich Barrierefreiheit können ein Vorteil bei öffentlichen Ausschreibungen und somit bei der Gewinnung neuer Aufträge sein. In öffentlichen Ausschreibungen können Unternehmen aufgefordert werden, aufzuzeigen, dass ihre Produkte oder Dienstleistungen barrierefrei sind. Sie müssen dann nachweisen, dass sie bestimmte Standards für Barrierefreiheit erfüllen, wie zum Beispiel die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) oder ähnliche nationale Vorgaben.
Fazit
Langfristig zahlt sich der Einsatz für Inklusion und Zugänglichkeit sowohl für die Gesellschaft als auch für die Unternehmen selbst aus – denn die Einhaltung der Barrierefreiheitsregeln bringt den Unternehmen nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern stärkt auch ihre gesellschaftliche Rolle und damit ihre Marke.
Wachstum und Erfolg können durch die digitale Barrierefreiheit nachhaltig gefördert werden, es entsteht ein konkreter geschäftlicher Nutzen. Daher lohnt es sich für Unternehmen, Barrierefreiheit nicht nur als Pflicht, sondern als Chance zu begreifen.
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