UNITI Cards- und Automations-Forum 2021 Teil 1: Die Zukunft der Tankstellen

Teil 1 der Kolumne von Mark Spiessl, Principal Business Consultant, und Sebastian Müller, Principal IT Consultant bei der Syngenio AG, über das UNITI Cards- und Automations-Forum.

Vom 12. – 13. Oktober fand dieses Jahr (ausnahmsweise in Berlin statt wie sonst üblich Hamburg) das UNITI Cards- und Automations-Forum 2021 statt: Die große Konferenz der Tankstellen & Mineralölgewerbe. Aber auch diese Beschreibung werden wir ändern müssen, denn: Mineralölgesellschaft war gestern, heute sind sie Energy-Provider … aber mehr dazu später. Syngenio war mit Partner ZIIB Zahlungssysteme – und mit Pay with Charlie und der Showcase-Demo von Syngenios Mondial-Weiterentwicklung syngDRIVE dabei.

Zwei Tage lang diskutierten nicht nur die Tankstellen-Betreiber, sondern auch die Tankstellenplaner & -designer, Payment-Providern, und die Automobilindustrie über die Zukunft der Tankstellen Energieladecentern. Mehr als je zuvor war der Wandel hier sichtbar: Alte Welt und neue Welt in einem Raum, sich gegenseitig beschnuppernd und Synergien suchend aufeinander zugehend.

„Der Trend geht von Tankstelle zu Supermarkt mit Zapfsäule“

Frank Braatz, Moderator der UNITI-Tage, hat es mit diesem Satz auf den Punkt gebracht. Darum ging es. Die ganz große Konvergenz der Energieindustrie. Denn: nicht nur Elektrizität fließt als Energie, sondern auch Benzin … und auch Wasserstoff – alles nur Träger der benötigten Energie. Und auch bei Tankstellen gilt die Regel, die wir aus dem Kartengeschäft bereits kennen: Corona hat zwar nicht alles verändert, aber die sowieso kommenden Veränderungen deutlich beschleunigt. Wo mit Corona die ODK- (Otto- & Dieselkraftstoff-) Umsätze um 30% (ggü. Vorjahr) zurückgegangen sind, sind Shop-Umsätze um 25% in die Höhe geschnellt. Die bisher als „ODK-Folgegeschäft“ deklarierte Brötchen-, Zigaretten- und Curryhähnchenwrap-Käufe wurden zum Hauptkauf – und was wurde dann zum häufigen „Folgegeschäft“? Die Liebe der Teutonen zu ihren PKWs machte sich auch bemerkbar: Wer seine Kutsche nicht mehr so oft zum Volltanken herumfahren konnte, hat es wenigstens liebevoll regelmäßig gewaschen!

2018 war der „Peak of Demand“ für ODK: 2019 ging es runter, 2020 & 2021 erst richtig runter … und die Marktbeobachter sind sich einig: es wird nie wieder so wie früher. ODK muss ergänzt werden, um weitere Themen, die nicht nur „das Tanken“ sinnvoll ergänzen, sondern die Zeit sinnvoll nutzen: und dafür gab es reichlich neue Modelle, die vorgestellt wurden: Alles von Café („aber bitte mit richtig gutem Kaffee“), Snacks („…frisches Obst und Salate, aber auch Smoothies sind im Kommen“), und sogar Co-Working Spaces … Ja: früher musste man bei Terminen in Köln und München die Reisezeit blockieren, morgen plant man Ladezeiten dazwischen ein, wo man sein Laptop auch andockt (… Energie wieder…) und die Zeit nutzt, während der Wagen sich volllädt, um eine entkoffeinierte Mandelmilch Latte zu schlürfen, einen veganen Hähnchenersatzsalat mit frischer Avocado zu mampfen, und seine Emails zu beantworten, ehe die Reise weitergeht.

Was uns zum nächsten Trend bringt.

Einmal Volltanken?

Beim Handy haben wir es alles bereits gelernt: man lädt Strom da und dann, wo/wann sich die Gelegenheit ergibt, und geht nicht erst auf Steckdosensuche, wenn das Handy nur noch 2% anzeigt (naja: Viele haben es bereits gelernt).

Elektroautofahrer, die nicht wie Otto denken, tun das mit ihrem Auto auch. Laden, wo sich die Gelegenheit ergibt … also häufiger ein bisschen… Lage und Angebot definiert, ob ein Fahrer auch dann anhält, wenn der Wagen noch 50% anzeigt.

Von Farblos bis Kunterbunt: kommen jetzt OmniEnergien?

Die drei großen L: Location, Location, Location … und Angebot. Was früher eine Tankstelle mit Mini-Supermarkt war, ist in Zukunft ein Supermarkt, Café und Coworking Space mit Energieladesäulen… und zwar Energie in Form von Benzin, synthetische Kraftstoffe (ja, die ersten CO2-neutrale Kerosin-Ersatzstoffe fliegen sogar bereits!), Elektrizität und Wasserstoff – letzteres hatte ich in der Schule gelernt sei farblos, aber hier unterscheiden sie zwischen grünem und blauem Wasserstoff – und neuerdings auch sogar grau und türkis).

„Der neue Wettbewerb der Tankstelle ist nicht die Tankstelle der anderen Mineralölgesellschaft nebenan, sondern der Supermarkt dazwischen“ erklärte TOTAL, und deutete auf den Trend zum Hybrid-Supermarkt mit McDonalds- oder Starbucks-Filiale integriert und mit 20 Ladesäulen im Parkplatz. TOTAL hat eine Konsequenz daraus gezogen und sich neu definiert: TotalEnergies heißen sie jetzt. Energy gleich in plural. Das war bewusst. Sagt alles. Die neuen Tankstell-.. ääh .. der Energieladecenter werden bis zu einem fünffachen an Fläche beanspruchen, um ausreichender Vorräte aller Variationen von Energie (Storm, Benzin, Wasserstoff, synthetischer Kraftstoff) lagern und anbieten zu können – das ermöglicht Platz darüber für ganz neue Angebotsmodelle. Und diese neuen Omni-Energieladecentern werden überall kommen (müssen): Und wer so viel Strom für Autos anbietet, kommt dabei eventuell auf noch weitere Ideen. Die deutschen Energieanbieter bekommen womöglich sehr bald weitere Mitbewerber.

Lesen Sie hier Teil 2 von „UNITI Cards- und Automations-Forum 2021“.